Geschichte
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Geschichtliches über die St. Petri- Kirche zu Avendshausen

 

Der geschichtlichen Überlieferung nach ist die erste Kirche in Avendshausen im 10. Jahrhundert erbaut. So ist es im Jahresbericht des Vereins für Geschichte und Altertümer der Stadt Einbeck und Umgebung für das Jahr 1906 auf Seite 6 berichtet. Kirche1955

Der Chronist Letzner berichtet in der Dasselischen und Einbeckischen Chronika im 17. Kapitel: “€žUnd ist dieselbe Kirche für vielen undenklichen Jahren (wie daselbst an den alten Glocken verkündlich zu ersehen) in die ehre S. Petri gabauet und geweihet. Und haben wol für alters die Closter Jungfrauen zu Brunshausen ........ darüber die Collatur und das lus Patronatus gehabt. Anno 1587 fiel daselbst der Kirchturm ein. Ist aber doch ohne Schaden abgangen”.

Auch die Abschrift einer Urkunde aus dem Jahre 1314 berichtet über die Patronats- und Vogteirechte des Klosters Brunshausen über das Dorf Avendshausen, welches den größten zusammenhängenden Grundbesitz, von über 12 Hufen, des Klosters darstellte.

Der Taufstein in der Kirche, so ist recherchiert worden, ist in der Zeit um 1130 entstanden und hat viele Jahrhunderte als Untertauchtaufbecken gedient. Vor unbekannter Zeit war er in einem Schuppen neben der Kirche in einen Dornröschenschlaf gefallen und wäre beinahe in den Jahren um 1960 nach Hullersen abtransportiert worden, wenn sich kirche_innenheute_bnicht die damalige Küsterin Frau Huchtausen vehement dagegen gewehrt hätte. Seit 1984 steht er wieder in der Kirche.

Aus der Zeit vor der Reformation sind sechs Pfarrer bekannt, der letzte katholische Pfarrer Wilhelmus N. ist in den Reformationswirren, in der Mannsfeldischen Fehde, im Jahre 1542 davon gelaufen.

Seit 1544 war Ernst Burmester aus Einbeck von Herzog Philipp als erster lutherischer Pfarrer in Avendshausen eingesetzt. Im folgten bis in die heutige Zeit weitere 33 evangelisch-lutherische Pfarrer.

Im Oktober 1641 wurde das Dorf und die Kirche von den kaiserlichen Truppen verbrannt. €žDer Wiederaufbau der Kirche zog sich bis 1657 hin, berichten die Chronisten. Eine neue Glocke wurde 1659 gegossen, sie trägt folgende Aufschrift:

BY GOTTES EHREN IST DIESE NEWE GLOCKN VON DER EINGEPFARETEN DORFSCHAFTEN AVENSHAVEN UND RENGERSHAVEN WIEDERUMB GEBEVGET WORDEN AO 1659

BAY BEVORDERUNG DES HIOANNIS LIEGAN..R; VND LVN GENERAL SVPERINTENDENT DES FVRSTEN -TVMP GRVPENHAGEN; VND JOHANNES HOFMANN PAST

HANS HEN.. F HANS PAPE ALT

 

Rechnungen im Landeskirchenarchiv berichtenüber Einnahmen und Ausgaben aus dieser Zeit. Demnach wurde noch 1660 an der Kirche gebaut und für die neue Glocke wurden 43 Thaler und 4 Groschen ausgezahlt.

Wie die neu aufgebaute Kirche aussah berichtet das €žCorpus bonorum aus dem Jahre 1734 : “€žDiese Kirche hat gar keinen Thurm sondern ist mit dem gantzen Tache gleich. Da in dem vorigen Teutschen Kriege die Glocken zusammen weggekommen also hat sie jetzo nur eine Glocke. Die Kirche muß sich selbst in Bau und Beßerung halten.”

In der Zeit des 7-jährigen Krieges, am 10. Februar 1758 fegte ein heftiger Sturm über das Dorf hinweg und hinterließ an der Kirche einen großen Schaden. Pastor Eibesdorf berichtete:

”Euer Hochwürden muß hierdurch einen Vorfall in unserer Kirche melden, daß ein queer-balken gerade über dem Eingang gebrochen. Das Wellerwerk heruntergestürzt und Stühle zerschlagen ..... man kann sich nicht getrauen Gottesdienst darin zu halten.” Weiteres Unheil folgte am 9. September 1758 als das Pfarrhaus von französischen Truppen ausgeplündert wurde.

Im Juni 1765 wurde mit dem Neuaufbau der Kirche begonnen, der von dem Mauermeister Schuster aus Einbeck ausgeführt wurde. Es ist anzunehmen, dass Weihnachten 1770 der Neuaufbau abgeschlossen war. Die gesamten Baukosten betrugen 896 Thaler, 27 Groschen, 4 Pfennige. Die Bauzeichnungen und die Abrechnung dazu sind erhalten geblieben.

Im Dezember 1779 wurde bei einer Visitation festgestellt, daß auch das Pfarrhaus baufällig. Mit dem Neubau wurde im Sommer 1785 begonnen und die Fertigstellung 1788 mit einer Bausumme von 600 Thalern abgeschlossen. Im Dorf gab es noch ein Pfarrwitwenhaus, welches entweder von der Pfarrerswitwe oder der Lehrerswitwe in der Gnadenzeit bewohnt wurde. Es wurde 1890 verkauft.

Eine weitere Reparatur an der Kirche fand im Jahre 1842 statt wobei die Bänke und Stühle neu aufgeteilt wurden. Im Jahre 1972 wurden abermals bauliche Veränderungen durchgeführt. Die Sandsteine vom Dach wurden entfernt und durch Tonziegel ersetzt, die Empore und die Orgel entfernt, die hözernen Bänkkirche_innen_be ausgebaut, die Kanzel abgeändert, der Fußboden erneuert, eine Teeküche und ein Gemeinderaum eingebaut, der Kirchenraum mit neuen Stühlen ausgestattet, Tische und Stühle für den Gemeinderaum angeschafft und die Kirche innen neu gestrichen. Die Umbaukosten betrugen 84.000,-DM und wurden durch den Verkauf des Pfarrhauses gedeckt. 1989 wurde für 30.000,-DM eine Gasheizung eingebaut und im Sommer 1991 wurde das komplette äußere Mauerwerk und alle sichtbaren Fugen der Kirche saniert. Die Baukosten dieser Maßnahme betrugen 155.000,-DM.

Die letzte Verschönerungsaktion fand Ende April / Anfang Mai 2009 statt, freiwillig hatten sich mehrere Kirchenmitglieder mit Pinseln und Farbrollen ausgerüstet um der Kirche mit einem neuen Innenanstrich zu neuem Glanz zu verhelfen.

Die Avendshäuser Orgel, die im Jahre 1864 für 200 Thaler angeschafft wurde und zu der der König Georg aus Hannover aus seiner ”€žSchatullkasse” 100 Thaler dazugegeben hatte, ist 1972 nach Wellersen verschenkt worden. Sie ist dort repariert worden und wird wegen ihres schönen Klanges gelobt.

Mit sakralen Gegenständen war die Avendshäuser Kirche reichlich ausgestattet. Es waren u. a. drei Abendmahlskelche vorhanden, wobei der älteste in das 14. Jahrhundert datiert wurde.

An Grundbesitz der Kirche und der Pfarre, der sich bis in die Gemarkungen Amelsen und Rengershausen erstreckt, sind im Grundbuch von Avendshausen 44,8083 Hektar eingetragen (das sind nach alter Rechnung 170,95 Morgen). In der Gemarkung Avendshausen haben Kirche und Pfarre 123,5 Morgen Grundbesitz, der in den vergangenen Zeiten eine gut dotierte Pfarrstelle bereithalten und den baulichen Unterhalt der Kirche sichern konnte.

Seit vielen Jahren treffen sich in den Wintermonaten die Frauen aus Rengershausen, Vardeilsen und Avendshausen im Gemeinderaum der Kirche um gemeinsame Stunden zu verbringen. Gottesdienste werden gemeinsam mit Rengershausen etwa alle 6 Wochen abgehalten bzw. gefeiert. Das Gemeindefest im September 2007, welches anläßich des 350-jährigen Jubiläums, unter dem Motto “€žGeh aus mein Herz” statt fand, erfreute sich vieler Besucher.

In der langen Reihe der Küster hat wohl Frau Leni Kappey die längste Dienstzeit absolviert. Seit 1974 bis zum heutigen Tage versieht sie ihr Amt verantwortungsvoll. Den derzeitigen Kirchenvorstand bilden: Helmut Heinemeyer, Heinrich Papenberg, Bettina Lemper und Ingrid Hesse.

 

 

Walter Hahn
Ortsheimatpfleger
16. 07. 2009